Dunkle Jugend
Von unserem Mitarbeiter Bernd Mand
“Ich habe es getan” sagt William Carlisle, gespielt von Edgar Diel,
und macht eine kurze Pause – “weil ich kann.” Vielmehr Erklärung braucht
es am Ende auch kaum noch, wenn in Simon Stephens “Punk Rock” das Licht
erlöscht und finales Schwarz die Stuhlreihenbühne im Theater Felina
Areal füllt. Ein drastisch dramatisches Ende für die Geschichte von
sieben Jugendlichen auf einer englischen Privatschule, die Regisseur
Boris C. Motzki in einer klug spannenden Raumspiegelung mit zwei
gegenübergestellten Zuschauertribünen behutsam wachsen lässt.
Hoher Leistungsdruck
Lilly (Ekaterina Ivanova) ist neu an der Schule und trifft in der
Oberstufenbibliothek auf sechs Mitschüler, die alle unter hohem
Leistungsdruck stehen und wohl vor allem mit der Aufgabe zu kämpfen
haben, die neue Elite des Landes zu werden. Machtspiele zwischen dem
arroganten Zyniker Bennett (Ralph Opferkuch) und dem introvertierten und
überintelligenten Chadwick, gespielt von Roman Kimmich, und
Stellungskämpfe zwischen der unter hohen elterlichen Anforderungen
leidenden Cissy (Selina Böhms) und Tanya (Laura Kaiser), die bereits
jetzt von der Familienplanung träumt, gehören zum alltäglichen
Schulbild. Als sich Lilly in den Lacrossespieler Nicholas (Benjamin
Wendel) verliebt und William abblitzen lässt, beginnt die angespannte
Situation endgültig zu kippen.
Motzki baut mit der Absolventenklasse der Theaterakademie einen
aufwendig verwobenen Dialogabend mit klarer Typenzeichnung, der die
Spannung langsam hochköcheln lässt. Vielleicht manchmal ein wenig zu
langsam und stockend, aber mit einem klaren Blick auf die Stückstruktur,
der zum musikalischen Leitmotiv von Radioheads “Creep” immer wieder
hinter die Fassaden der jugendlichen Figuren schaut. Und mit dichtem
Spiel seiner Darsteller ein rund gebautes und nachdenkliches Stück auf
die Bühne bringt, das dem Zuschauer auch immer gleich noch den Spiegel
vors Gesicht zu halten scheint.
© Mannheimer Morgen, Freitag, 07.03.2014
© Foto: Wolfgang Detering
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